Villars / Les Diablerets 29. Januar 2005

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Vom 26. Januar bis 3. Februar bin ich damit beschäftigt, Schülern der Albert-Einstein-Schule das Skilaufen (Alpin) beizubringen. Das WE ist üblicherweise für Ski-Langlaufkurse vorgesehen. Nachdem sich am späten Freitagabend (28.1.) abgezeichnet hat, dass ich das WE frei habe – und keinen „Langlauf-Dienst“ schieben muss, entschließe ich mich zu einem kurzfristigen Ski-Trip auf eigene Faust.

Seit Jahren steht das Gebiet von Villars/Diablerets auf meiner Wunschliste, da es sich auf der Panoramakarte sehr abwechslungsreich mit allen denkbaren Hangrichtungen darstellt. Ausserdem ist es gerade sackrig kalt und da kommt es einem entgegen, wenn das Gebiet überwiegend niedriger als 2000 m NN liegt. 

 
 

Ich entschließe mich also zu einer Fahrt nach Villars und breche um kurz vor 6 Uhr morgens im Südschwarzwald auf. Die Fahrt zum Genfer See läuft problemlos und auch die Bergstrasse hoch in zu dem altehrwürdigen Skidorf ist bei passablen Straßenverhältnissen schnell zurückgelegt. Gleich am Ortseingang der Streusiedlung – hoch über dem Rhonetal gelegen – wird man zum Parkplatz der 4EUB Roc d’Orsay geleitet. Inzwischen sind gut 250 km zurückgelegt und es ist 8.45 Uhr.

Die Schneehöhenangabe mit 30-130 cm erscheint zutreffend. Viel Schnee liegt unten nicht, ist aber ausreichend – die Talabfahrt zeigt sich in reinem Weiss. An der Kasse erst mal zwei Überraschungen. Die erste betrifft die Organisation und Disziplin. Ähnlich einer Bankfiliale warten alle Kunden hinter einer Linie und treten einzeln zu einer der 4 Kassen sobald eine frei wird. Die zweite – positive – Überraschung betrifft die Preise. 46 CHF (30 EUR) für die Tageskarte sind angesichts 35 Anlagen und 100 km Piste äusserst günstig.

 
  Für 54 CHF bekommt man „avec Glacier 3000“, dies macht aber für eine Tageskarte ab Villars keinen Sinn. Dazu müsste man das Hauptskigebiet auf dem kürzesten Weg durchqueren, durch Les Diablerets latschen, Über Isenau zur Gletscherbahn queren, sich am Gletscher den A…. abfrieren, ein Stück mit dem Bus zurück fahren, um dann wieder auf dem kürzesten Weg zurück nach Villars zu kommen. Ich wollte ja schliesslich das Hauptgebiet (Bretaye/Meilleret/Les Chaux) kennen lernen. Also 46 CHF plus Key-Card-Depot – und ab die Post.

Die Wartezeit an der Gondel ist nicht nennenswert. Das Teil nennt sich Von-Roll-Habegger mit Giovanola-Klemmen, aber es finden sich auch noch Teile der ursprünglichen Giovanola-Bahn. A propos ursprünglich: Villars ist eines der ältesten Skiorte der Alpen. Die Bretaye wurde bereits um 1913 mit einer Zahnradbahn erschlossen und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit weiteren mechanischen Aufstiegshilfen wie Funi-Schlitten und Öhler-Gürtellift ergänzt.

 
 

Die Bahn zuckelt langsam nach oben zu einer landschaftsschonenden, weil in den Berg integrierten, Bergstation. Das Thema Landschaftsschutz scheint hier gross geschrieben zu werden – aber dazu später mehr. Zunächst einmal ist es sackrig kalt – und das sollte sich auch den ganzen Tag nicht ändern. Nach einem Blick auf die imposante Bergkulisse jenseits des Rhônetals – dominiert von den Dents du Midi über Champery und links dahinter dem Berg der Berge, dem Mont Blanc - geht’s los: Runter über super präparierte Piste zum Col de Bretaye und mit dem Stangenschlepper unter der Bahn durch und über einige Kurven wieder zum Roc.
 

 
   
 
Schöner Blick in Richtung Leysin – auch ein alterwürdiger Skiort in den Alpes Vaudoises – und in diese Richtung als einziger und erster Skifahrer runter zum Stangenschlepper Combe d'Orsay. Der Liftmensch macht sich an der Klemmenkulisse zu schaffen und merkt erst, dass er einen Fahrgast hat, als ich bereits „wegkatapultiert“ bin.
 
 
 

Weil's so schön war nochmals runter zum Col de Bretaye.  Auf der breiten, leeren Piste kann ich meine lange verschmähten Race-Carver „ausfahren“ und da machen sie Spass. Auf vielen anderen Pisten vermisse ich meine kurzen Slalom-Carver sehr. Dann mit der Leitner-6KSB zum höchsten Punkt des Gebiets (Grand Chamossaire) mit tollen Aussichten ins Rhône-Tal. Vermutlich deshalb kann ich weniger über den angeblich bescheidenen Fahrkomfort klagen.

Jetzt die komplette Piste runter zum Col und tempomässig noch eins draufgelegt - mit Schwung auf der anderen Col-Seite hoch zur Talstation des monströsen Städeli-Doppellifts. Gut dass ich die Chamossaire morgens befahren habe, als die Piste noch leer war.

 
 

Mit dem Doppel-BSL also hoch zur Chaux Ronde und über rote und schwarze Abschnitte runter zum Lac Noir. Ziel der sehr abwechslungsreichen Piste war ursprünglich die DSB Petit Chamossaire. Die ist aber unten schwer zu erreichen – kein Problem, dann geht’s wieder hoch zum Col mit dem Stangenschlepper Lac Noir – Col de Bretaye. Und – der Vollständigkeit halber – auch noch eine Fahrt mit dem überwiegend für Kinder gedachten Lift Lac de Bretaye – Bretaye – ein fixgeklemmter Poma-Stangenlift. Aber bei dem Schneckentempo braucht er auch nicht auszukuppeln.

 

Weiter geht’s mit Schwung über den Ziehweg zur Talstation der Städeli-Lattensessel-DSB Petit Chamossaire. Diese Talstation müsste eigentlich „Bergstation“ heissen, denn man muss mit Schwung ein ganzes Stück den Berg rauf fahren um hinzugelangen. Den Lattensessel spürt man sofort! Ich hatte natürlich auch einen erwischt, bei dem nachträglich eine Latte erneuert worden ist. Da diese steifer ist, hatte ich das Gefühl, auf nur einer einzigen Latte zu sitzen. Dieses unbequeme Sitzen und die langsame Fahrt über 17 Stützen liessen mir die Bahn ziemlich lang erscheinen. Umso erstaunter habe ich später gelesen, dass sie nur etwa 1100 m lang ist. Immerhin hatte man bei der Auffahrt schön Zeit, sich eine geeignete Route rauszusuchen. Denn eines war mir sofort klar: Hier fährt man keine Piste! Dies ist der Berg der Freerider. Da freut man sich besonders auf die Abfahrt. Von der Bergstation erstmal einen noch imposanteren Blick ins Rhônetal genossen und dann nach ein paar Meter Piste rechts runter ab ins Gelände. Teils Buckelpiste und teils leicht verspurtes Gelände waren wieder mal ein Highlight, welches ich mit den kürzeren Skiern noch mehr genossen hätte.


Jetzt mit der Poma-4KSB noch mal zur Chaux Ronde mit dem Ziel Les Diablerets. Zur Beschilderung: Die ist an allen Pistenverzweigungen mustergültig. Was dagegen nicht dem Standard anderer Skigebiete entspricht: Panoramatafeln im Skigebiet. Erstens gibt es davon nur wenige, zweitens sind davon einige nicht aktuell, drittens habe ich nur eine einzige gesehen, die über die Öffnung von Installationen informiert. Und auch diese Information schien mir nicht 100% korrekt und komplett. Aber man ist ja als Skifahrer und Hobby-Geograph nicht von gestern und ich hatte keinerlei Orientierungsprobleme.
 

Also jetzt den langen Ziehweg mit Serpentine rüber zur Garaventa-DSB Perche-Conche. Die Polstersessel erfreuen beim Anblick der fixgeklemmten Bahn, die Zahlen auf den Stützen weniger. Die Bahn liegt noch im Schatten und mit Schrecken sehe ich nach der ersten Stütze beim Blick zurück die Zahl „14“. Mein Gesicht friert schon beim Gedanken an die eisigen 10 Minuten ein. Immerhin ist heute temperaturmässig ein Ausnahmetag und diese Verbindungsbahn fährt ein geistig gesunder Mensch am Tag nur genau 2mal; so erscheint die Entscheidung für das fixgeklemmte System vernünftig. Hinter der ersten Kuppe dann ein Aha-Erlebnis: Der Blick auf den Hang Meilleret-Laouissalet. Ein Carving-Hang vom Feinsten. Neben eine unvorstellbar breite (ca. 50 Walzenspuren) und fast glatte Piste gesellt sich noch eine sehr breite (ca. 20 Walzenspuren). Und der Hang liegt in der Sonne!

Hier vermute ich Wartezeiten und tatsächlich sehe ich zum ersten Mal heute eine kleine Menschentraube. Dennoch geht es zügig und ohne nennenswerten Stillstand vor zum Einstieg, der recht geschickt, da geradlinig angelegt ist. Ausserdem mehrere Schilder mit dem Appell an Einzelfahrer, sich einen Partner zu suchen. Trotzdem ruft der Hang förmlich nach einer KSB. Die Piste könnte das Aufkommen vertragen und die Frequenz die Anlage wohl auch finanzieren – mal sehen wann da was kommt. Oben angekommen wird mein Erfrierungszustand aber so drastisch, dass erstmal eine Einkehr fällig ist. Also runter nach Les Mazots. Nach meinem Lift-Ausstieg kann ich ohne aufzusteigen nur noch in die blaue Piste einfahren – die mich dann unerwartet mit einem knackigen Steilstück überrascht. Dann wie erwähnt erstmal die Einkehr und die Planung der weiteren Erkundung.

Erst Diablerets oder doch erst Vers l’Eglise? Das ist hier die Frage. Ich entscheide mich für Diablerets und erkenne im Hintergrund die Giovanola-4EUB zur Isenau, die aber für mich heute nicht auf dem Programm steht. Über Waldpisten geht’s runter zum BSL Jorasse. Mit dem dann erstmal wieder rauf und die super präparierte „dunkelrote“ Piste direkt am Lift runter, bevor diese für Trainings- oder Rennbetrieb gesperrt wird. Unterhalb geht’s überwiegend schräg am Berg entlang nach Les Diablerets – ähnlich wie Villars eine weite Streusiedlung. Kurz vor der Talstation der Garaventa-4KSB nach Les Mazots der plötzliche Entschluss: Rüber zur Isenau. Das müsste zu schaffen sein. Also mit Tempo runter zum Parkplatz und übers schneebedeckte Trottoir rein ins Ort.


Da sehe ich, dass seit etwa 3 Gondelabständen keine Gondeln mehr bergwärts die Talstation verlassen, aber denke mir zunächst nichts dabei – vermutlich eine betriebliche Massnahme. Ab der Hauptstrasse die Skier auf’n Ast und die Strasse hoch zur Talstation. Fast dort angekommen, kommen mir massenweise Menschen mit Skiern auf’m Ast entgegen. Viele rufen mir zu „Isenau est fermé“ und raten mir, mich in Richtung Meilleret zu begeben. Jetzt sehe ich, dass auf der Bergstrecke bereits keine Gondeln mehr zu sehen sind und die Bahn über die Talstrecke leer gefahren wird. Keine Ahnung was da los ist. Na ja, alles hat sein Gutes – jetzt kann ich wenigstens „in Ruhe“ das Haupt-Skigebiet erkunden.

Also wieder im Sturmschritt runter und rüber auf die andere Talseite. Dabei überhole ich die Menschenmassen um zu verhindern, dass die an der 4KSB Les Mazots alle vor mir stehen. Hinter dem Pakplatz kurze Wartezeit an dem Seillift, der einen ein Stück nach oben bringt, von wo aus man ohne zu schieben rüber zur 4KSB schieben kann. Hier muss man ca. 8 Sessel warten und ich erwische an dieser einzigen Haubensesselanlage einen mit Haube, einige wenige fahren auch „oben ohne“. Direkt oberhalb des BSL Jorasse der Mittelausstieg, der für Skifahrer zu empfehlen ist, die wieder nach Diablerets abfahren. In Richtung Meilleret/Villars kann man sitzen bleiben und fährt fast ohne Höhengewinn nach Les Mazots. Diese Mittelstation ist technisch interessant: Bergwärts kuppeln die Sessel zwecks Ausstiegsmöglichkeit aus und kuppeln dann nach einer leichten Rechtskurve wieder ein. Die talwärts fahrenden Sessel kuppeln nicht aus sondern bewältigen die entsprechende Linkskurve über schräge Rollen.
 


Nächstes Ziel ist Vers l’Eglise. Zunächst ist die Piste entlang des BSL Ruvine bei optimalen Verhältnissen relativ stark befahren. Unterhalb der Talstation 4KSB Meilleret-Express wird es dann leerer und ab dem Abzweig zur Talabfahrt nach Vers l’Eglise habe ich die Piste für mich alleine. Hier führt sie allerdings durch eine relativ enge Waldschneise, nachdem man weiter oben über Freiflächen und durch lockere Baumbestände gefahren ist. Weiter unten wird die Piste immer mehr zum Ziehweg mit anständig Gefälle und Tempo. Dann eine scharfe Rechtskurve, die einen ordentlich auf die Kanten zwingt, wenn man die Kurve halbwegs gleitend durchfahren will. Im Tal angekommen bietet sich eine ganz neue Perspektive mit der alten Kirche, die dem Weiler seinen Namen gegeben hat. Der Liftmensch freut sich über den seltenen Besuch eines menschlichen Wesens – unten auf dem kleinen Parkplatz steht gerademal eine handvoll Autos.
 

Der Lift selbst ist ein Unikum: Die ersten beiden Stützen des Stangenschleppers sind relativ neu, doch die weiteren Anlagenteile erinnern mich an Poma-Urgestein. Oben muss man erst mal suchen wo es weiter geht, doch die einzige Möglichkeit führt quer nach links rüber zum sehr langen (ca. 1800 m) Dreiecks-BSL Ruvine, welcher wieder hoch nach Les Mazots führt. Hier würden sicherlich viele Forums-Verrückte eine KSB fordern, doch die Umsetzung dürfte folgendes Problem bereiten: Entweder kostet die Bahn viel Geld wegen der notwendigen Kurve oder viele Bäume, wenn man dem geraden Weg des derzeitigen Rücklaufseils folgt. Und letzteres scheint in diesem Gebiet nicht leichter zu machen sein als sonst wo in der Schweiz. Den Traumhang oben kann ich nochmals fahren, da die DSB Les Mazots-Meilleret vor einigen Jahren auf neuer Trasse durch die Garaventa-4KSB Meilleret-Express  (Mi Ruvine) ersetzt wurde.


Deren Talstation liegt nämlich tiefer auf halber Höhe nach Ruvine. Vorteil und Nachteil zugleich. Wenn man viel vor hat kann man diesen schönen Hang 2mal fahren, dafür ist hier aber auch mehr los.

Beim Meilleret-Express fällt mir auf, dass es wie auch schon bei Lac Noir – Chaux-Ronde keine Sessel-Garagierung gibt und das sollte sich bei den KSBn beidseits von La Rasse fortsetzen (abgesehen von einer offenen Teil-Garage). Dabei fällt mir auch auf, dass die Stationen der KSBn wenige Platz beanspruchen und nicht so sehr auffallen wie anderswo.

Zusammen mit einigen anderen Dingen ergibt sich für mich ein Gesamtbild, dass gewollt oder ungewollt im Sinne des Landschaftsschutzes gearbeitet wird. Folgende Dinge führen zu diesem Eindruck:

 

  • Kompakte KSB-Stationen ohne grosse Nebengebäude

  • Unauffällige, in den Berg integrierte Bergstation Roc d’Orsay
  • Viele Stangenschlepper mit vielen Kurven, die mit wenig künstlicher Trassierung auskommen; darunter auch relativ neu gebaute
  • Schliessung des Teilgebiets Chaux de Conches

Solange dies keine schmerzlichen Nachteile für den Skifahrer mit sich bringt, finde ich das sehr gut. Die Landschaftseingriffe in vielen anderen Gebieten stören mich schon massiv. Ob die Schlissung des Chaux de Conches ein Verlust ist, kann ich nicht Beurteilen, da ist sicherlich TPD der Experte.

Weiter mit dem Meilleret-Express: Auf der gesamten Fahrt labert mir ein Snowboarder die Ohren voll, wo hier die tollsten Freeride-Möglichkeiten sind. Dass es diese hier gibt war mir bereits aufgefallen. Auch ich wäre zum Beispiel gerne mal direkt unter der Sesselbahn runter. Aber dazu sollte etwas mehr Schnee liegen. Ich verstehe das meiste, was der Typ sagt, kann aber nur wenig antworten – ihn stört’s nicht und er textet mich bis zur Bergstation voll.

Auf Meilleret angekommen ist es ca. 13.00 Uhr und Rückzug in Richtung Villars oder besser gesagt Gryon angesagt. Endlich „darf“ ich den Traum-Carvinghang nach Laouissalet fahren. Ich wähle die etwas „schmalere“ Piste und finde dort genug Platz für schnelle, lange Schwünge auf der Kante. Unten erinnere ich mich: Es gab doch die alte Verbindung von Meilleret nach La Rasse. Die würde mich schneller in Richtung meines Ziels Gryon bringen. Also wider hoch zur Meilleret – aber vorher noch eine Fahrt mit dem kurzen Stangenschlepper Vieille Case, bevor der mir davonläuft. Dieser hat eine super interessante Trassenführung: Neben 3 scharfen Linkskurven gibt es 2 brutale Steigungen von > 60%. Ich wusste gar nicht, dass so was bei diesem relativ neuen Lift noch genehmigungsfähig ist. Dann schnell wieder nach Laouissalet, wo ich Wartezeiten befürchte. In der Tat muss ich hier das einzige Mal anstehen, aber nach „intelligentem Anstehen“ habe ich 5 Minuten später den Bügel hinterm Hintern.

Auf Meilleret erst mal ein spähender Blick, dann die Ernüchterung: Ich sehe, wie sich tief unter mir eine ganze Herde Skifahrer schiebend oder laufend auf der im Winter gesperrten Passstrasse zum Col de Croix hoch quält. Das ist also die alte Verbindung! Nein danke! (Inzwischen weiss ich, dass ich einem Irrtum aufgesessen bin - die alte Verbindung ist eine andere, aber die ist auch nicht viel besser.) Kein Wunder, dass die DSB Perche – Conche gebaut wurde. Ist aber nicht tragisch, dadurch komme ich ein zweites Mal in den Genuss des Carving-Hanges nach Laouissalet. Nochmal den lustigen Vieille Case und weiter mit der DSB Perche – Conche retour in Richtung Lac Noir. Bis dorthin muss man es ordentlich laufen lassen und manchmal auf ein paar Stockschübe einlegen, was bei dieser Kälte aber durchaus angenehm ist. Jetzt wieder hoch mit der 4KSB zur Chaux Ronde und dort zwei Überraschungen: Die Rote Piste nach La Rasse hält mit ihrem künstlich auf Stelzen errichteten Ziehweg den Anforderungen des sonstigen Landschaftsschutzes nicht stand; ausserdem ist sie als einzige Piste des gesamten Gebiets geschlossen. Ich bin zu faul, zur Bergstation des Doppel-Schleppers hoch zu schieben und entschliesse mich zu einer Querfahrt im Bruchharsch dieses Südhangs, um zu einer Piste nach La Rasse zu gelangen. Hinter der Kuppe sehe ich, dass ich nichts sehe – zumindest keine Piste nach La Rasse. Im Bruchharsch sind auch nur wenige Spuren und die Lawinensituation kann ich nicht einschätzen. Das wird mit zu heikel und ich steige mühevoll in diesem mit einem Eisdeckel versehenen Schnee hoch zur Bergstation der Schlepplifte. Dort erkenne ich, dass keine direkte Piste in Richtung Süden abzweigt und ich erstmal den kompletten Nordhang runter zum Col de Bretaye muss. Hier ist recht viel Betrieb auf der Piste – kein Wunder, denn oben enden 4 leistungsstarke Anlagen und es findet ein Jugendrennen statt. Also fahre ich nochmals abseits der Piste. Das klappt am Nordhang gut, ich mache aber Bekanntschaft mit ein paar Steinen. An der Bretaye sehe ich eine kleine Menschentraube an der 6KSB Grand Chamossaire; die Entscheidung zu einer antizyklischen Tour war richtig – vormittags war hier alles leer.

Bei der Weiterfahrt zum Golfplatz wird mir das einzige gravierende Manko des Gebiets klar: Die Piste wird immer mehr zum Ziehweg und ist so voll, dass man nur noch zusehen muss, dass man vernünftig durch kommt. Der Grund: Dieser Ziehweg vereinigt mehrere Talabfahrten nach Villars und muss – zumindest an diesem Tag – alle Skifahrer nach La Rasse aufnehmen. Am Golfplatz steht die einzige Anlage, die nicht in Betrieb war – ein Stangenschlepper (Sionnaire). Dieser Lift sieht nicht direkt betriebsbereit aus, zur Inbetriebnahme müsste einiges präpariert werden. Aber der Zweck dieses Lifts ist mir ohnehin nicht klar. Er erschliesst keine zusätzlichen Pisten. Vielleicht war er vor dem Umbau des Gebiets Bestandteil des Rückbringer von La Rasse? Vermutlich weiss TPD da mehr. Unterhalb des Golfplatzes wird die Piste breiter – und leerer, denn am Col de Soud sind die Talabfahrten nach Villars in Richtung Südwesten abgezweigt. Gefallen tut mir die Piste trotzdem wenig. Die Trassierung ist undurchsichtig und der hier am Südhang eingesetzte Maschinenschnee fällt qualitativ stark vom Naturschnee ab, den ich fast den ganzen Tag erlebt habe. Diese leichte Unzufriedenheit kommt aber nur deshalb, weil ich vorher nur verwöhnt worden bin. Unten angekommen staune ich über die (kleine) Menschentraube an der Poma-6KSB zurück zur Chaux-Ronde. Gibt’s hier wirklich Leute, die Wiederholungsfahrten machen?
 

Ich wechsle jedenfalls erstmal die Talseite und will mit dem kurzen Garaventa-BSL La Gryonne, welcher nach Sodoleuvre führt. Hier muss ich eine zeitlang warten. Das liegt nicht am Andrang, sondern an Leuten, die unfähig sind einzusteigen. Ab der Bergstation geht’s weiter mit der Poma-4KSB zum Croix des Chaux. Hinter einer Kuppe an der Waldgrenze gibt’s wieder eine Überraschung: Massenweise Stützen kurz hintereinander. Dann fällt mir die leichte Seilablenkung nach rechts auf: Schräge Rollen! Dies ist gar nicht so häufig bei KSBn – und das gibt’s heute schon zum zweiten Mal. Was aber eigentlich wichtiger ist und mir jetzt ins Auge springt: Wieder Traumhänge – diesmal vom Croix des Chaux runter. Ich freue mich auf die Abfahrt und suche mit bereits eine Spur in der Buckelpiste, welche die Walzenfahrer dankenswerterweise zwischen den präparierten Pisten gelassen haben. Vormittags wäre ich möglicherweise die gewalzten Pisten gefahren, aber am Nachmittag waren diese aufgrund des ordentlichen Gefälles ohnehin mit Schneehäufen versehen.

Oberhalb der Bergstation der 4EUB ging’s wieder auf die Piste und links runter zu den Alpes des Chaux zum Doppelmayr-BSL mit Garaventa-Schild Les Fracherets. Dies ist eine schöne, abwechslungsreiche Piste durch Wald und über Almen.
 

Jetzt kommt eine einzelne Wolke, die für noch mehr Kälte sorgt. Ich nehme die (blaue) Talabfahrt nach Barboleuse in Angriff. Diese muss man überwiegend Schuss fahren. Nach einem langen Flachstück kommt ein kurzer „Steilhang“ und hier eine ganz neue Erfahrung: Braune Stelle wegen Schneemangels. Immerhin war das die einzige Beobachtung dieser Art. Unten fährt man zwischen den Häuser durch und die Piste endet unvermittelt an einer Strasse. Dennoch bin ich richtig. 200 Meter Fussmarsch nach links sagt mir ein Schild. Die Bediensteten der Garaventa-4EUB freuen sich wieder mal über einen Fahrgast und über mehrere Kuppen und Täler mit teilweise grossem Bodenabstand geht’s wieder hoch ins Gebiet Les Chaux.

Oben in der Bergstation fallen mir zwei für Sondertransporte umgebaute Müller-Gondeln auf. Dies ist ein deutliches Zeichen, dass da früher eine Müller-Bahn stand! Den Übungs-TSL bei der Bergstation „schenke“ ich mir und fahre über rote und schwarze Pisten runter nach La Rasse. Hier muss ich wieder hoch zur Chaux Ronde und an der 6KSB muss ich wirklich etwa 10 Sessel warten. Bis zum Col de Soud geht es den gleiche Weg wie eine Stunde vorher, dann in Richtung Talabfahrt. Jetzt hatte ich eigentlich folgendes vor: Runter zur Station Villars der Zahnradbahn, hoch zur Bretaye und weiter zum Roc d’Orsay und die schwarze Talabfahrt als krönender Abschluss. Es ist 14.45 Uhr. Aber: Es ist sau kalt. Ich weiss nicht, wie lange ich unten auf einen Zug zur Bretaye warten muss und um 18 Uhr wartet ein kostenloses Abendessen im Schwarzwald auf mich. Ausserdem will ich in Fribourg ein paar Sachen einkaufen. Also folge ich der Beschilderung zur Talstation Roc d’Orsay und beende einen super schönen Skitag.

Oliver Frank